Die romantische Vorstellung, als Digitalnomade von überall arbeiten zu können, reizt viele Blogautoren. Für den Nordseeblog hatte ich die Chance bekommen, dies einmal testen zu können. Für ein paar Tage mache ich „Homeoffice im Wohnmobil“ und fahre – ihr habt es erraten – an die Nordsee.
Ende August bekomme ich von einem Bekannten den Tipp, mich mal mit den Gründern von sechsquadratmeter „kurzzuschließen“. Eine erste kurze Recherche über deren Konzept und Arbeiten überzeugte mich von Beginn an. Johannes und Lukas von sechsquadratmeter bauen ausrangierte Spezialfahrzeuge um zu gemütlichen Wohnmobilen und Campern. Den sonst wohl dem Schrottplatz überlassenen Fahrzeugen hauchen die beiden mit großem zeitlichen Einsatz wieder neues Leben ein. Aufwendig wird dabei für jedes Fahrzeug der genaue individuelle Einsatzzweck vorbestimmt und bis ins letzte Detail geplant und eigens umgesetzt. Dabei schwingen Nachhaltigkeit und eine ausgewogene Work-Life Balance in jedem ihrer Arbeitsschritte und Gedanken mit.
Ein Fahrzeug sticht bei sechsquadratmeter direkt hervor: Franzi, ein ausrangierter Rettungswagen, umgebaut zu einem mobilen Arbeitsplatz mit Schlafplatz und Küchenzeile – perfekt fürs Homeoffice im Wohnmobil. Mit ihm geht es für ein paar Tage an der niederländischen Nordseeküste entlang von Zoutelande über Westkapelle und Domburg bis hoch nach Brouwersdam.
Abholung des Homeoffice Wohnmobils
Mit dem eigenen PKW fahre ich zunächst zur Abholstation in Eschweiler, nähe Aachen. Dort kann ich das Wohnmobil in Empfang nehmen und mein Auto für die Zeit auch vorübergehend parken. Was auch immer ich mir an Ausstattung für das Wohnmobil wünsche, haben Johannes und Lukas in praktischen transparenten Boxen vorgepackt.
Als erfahrener Camper habe ich meine benötigte Ausrüstung zuhause bereits vorbereitet und verstaue diese im Wohnmobil. Der umgebaute Rettungswagen verfügt über ein großes Staufach unter dem Bett sowie einige kleine Hängeschränke. Das wars. Aber für eine oder zwei Personen lässt sich das prima einrichten.
Westkapelle – Domburg – Brouwersdam
Zwei Tage später geht es dann los Richtung Niederlande. Auf der Fahrt merkt man dem Fahrzeug sein Alter natürlich an. Das Cockpit ist spärlich ausgestattet, moderne Annehmlichkeiten wie Kurvenlicht, Navigationssystem etc. fehlen naturgemäß. Die kompakte Bauart des alten Rettungswagen spielt mir dagegen gerade in engeren Straßen und bei Wendemanövern gut zu. Dank des kleinen Wendekreises habe sich selbst auf kleinen Campingplätzen keinerlei Probleme mit den Einparkmanövern.
Nach drei bis vier Stunden erreiche ich die erste Etappe Westkapelle. Der Ort auf der kleinen Halbinsel Walcheren ist ein beliebter Urlaubsort von deutschen Campern. Hier gibt es für Camper vor allem eine Besonderheit, einen Autostrand. Dieser erstreckt sich direkt entlang der Uferstraße und man genießt einen ungestörten Blick direkt auf die Nordsee.
Ich parke allein auf weiter Flur mit herrlicher Aussicht und beginne, die gut verstaute Ausrüstung zu sortieren und die ersten Aufnahmen zu machen. Für den Nordseeblog benötige ich permanent neues Bildmaterial, Momente und Geschichten entlang der Küste. Ich recherchiere Empfehlungen anderer Nordseeliebhaber und bearbeite eigene Artikel und Beiträge.
Arbeiten im Homeoffice Wohnmobil
Normalerweise mache ich unterwegs nur Fotos und grobe Notizen, die ich abends sortiere und „ins Reine schreibe“. Mit dem vollständigen Arbeitsplatz im Wohnmobil kann ich dies praktisch von hier aus erledigen. Bilder bearbeite ich direkt am großen integrierten Monitor. Die 600 Watt Photovoltaik-Anlage auf dem Dach liefert den benötigten Strom, um autark an jedem Ort arbeiten zu können. Leise blubbert noch die Kaffeemaschine im Hintergrund, als ich die letzten Fotos bearbeitet habe und der Tag dem Ende zugeht. Zeit, sich einen festen Stellplatz für die Nacht zu suchen.
Strom satt – im Homeoffice Wohnmobil Franzi lässt es sich bequem und von überall aus arbeiten
Der Autostrand in Westkapelle ist nachts für Wohnmobile gesperrt. Auch wenn es der perfekte Ort für eine Übernachtung im Wohnmobil wäre, riskiert man hier empfindliche Strafen von mehreren Hundert Euro, wenn man sich erwischen lässt. Ich fahre noch einige wenige Kilometer Richtung Norden und finde einen kleinen Stellplatz nähe Brouwersdam.
Mit dem Rettungswagen auf einen Campingplatz zu fahren, erregt gerade zur Abendzeit das Interesse allerlei erfahrener Camper. „Wie habt ihr diese oder jenes denn gebaut?“, „Wo kann man denn einen alten Rettungswagen erstehen?“ oder „Wie genial ist das denn?!“ sind die ersten Reaktionen, die ich nach erfolgreicher Stellplatzsuche ernte. Gerade die Photovoltaikanlage und die Umbauvariante zum mobilen Office erstaunen viele.
Nach vielen interessanten Gesprächen und einer kleinen Mahlzeit – 2-Platten Induktionsherd sei Dank – geht es noch ein wenig an die Arbeit. Bilder sortieren ist genau die richtige Arbeit jetzt. Ein Tee dabei, etwas Musik und gemütlich die Bilder sichten gehört definitiv zu meinen liebsten Aufgaben. Zu späterer Stunde schleicht sich die erste Herbstkühle ein. Jetzt kann die Standheizung mal zeigen, was sie kann.
Am nächsten Tag geht es weiter nach Brouwersdam. Auch hier gibt es einen Autostrand. Im Gegensatz zu Westkapelle steht man hier in unmittelbarer Nähe zum Sandstrand. Ich arbeite den Tag über bei schönem Wetter und offener Tür. Immer wieder geht es raus, um Beiträge und Fotos zu erstellen, die danach wieder umgehend im mobilen Office gesichtet und weiter bearbeitet werden können.
Das Wetter dreht sich. Hatte ich die ersten beiden Tage nahezu ideales Fotowetter, schwenkt es nun über zu mehr und mehr Regen. Der Wind drückt kräftig gegen die Seitenwände des Wohnmobils. So nah an der Küste schaukelt es bei der Arbeit nun ganz gut.
Dies sorgt aber keinesfalls für Unmut. Die Kombination aus Arbeit und Reisen war die ersten Tage so produktiv, dass ich alle nötigen Beiträge und Inhalte bereits erstellt habe. Ich beschließe, die Tour bereits einen Tag vorher zu beenden und die Rückreise anzutreten. Ich verpacke noch schnell die letzten Dinge und mache mich auf den Rückweg.
Homeoffice im Wohnmobil – mein Fazit
Mein Fazit für das RTW-Homeoffice-Wohnmobil von sechsquadratmeter fällt grundsätzlich positiv aus. Klar kann ich komforttechnisch nicht die Annehmlichkeiten eines nigelnagelneuen kommerziellen Wohnmobils erwarten. Das muss und soll es auch garnicht. Johannes und Lukas schaffen es aber, ein einzigartiges Wohnmobilerlebnis für den speziellen Nutzer zu schaffen. Dies ist gewiss nicht die junge Familie, die Erholung sucht, sondern vielmehr die spontanen Digitaldienstleister, die es zu schätzen wissen, an jedem Ort der mit dem Wohnmobil erreichbar, ist einen vollständigen Arbeitsplatz dabei zu haben.
Für mich steht fest, ich werde bei zukünftigen Fotoprojekten immer wieder mal die Mobile-Office Lösung von sechsquadratmeter in Anspruch nehmen. Die Produktivität und Arbeitsqualität war einzigartig und sechquadratmeter ist jedem Digitalnomaden zu empfehlen.
Über den Autor: Daniel Käsler
Daniel ist Eigentümer, Fotograf und Autor von Nordseeblog. Dort widmet er sich der gesamten Nordseeküste, seinen schönen Landschaften, Geschichten und Eigenarten.
Ich würde auch einmal gerne für längere Zeit Homeoffice im Wohnmobil machen. Dafür möchte ich mir nun auch ein passendes Wohnmobil mieten. Ich hoffe, dass ich ein passendes für diesen Zweck finden werde.
Moin Marie,
das ist eine super Idee, gerade wenn man einen Job hat wo man länger Home-Office machen kann. Wenn du Hilfe brauchst bei der Fahrzeugsuche, melde dich gerne bei uns!
Very interesting subject, appreciate it for posting.Expand blog